Mastzellen: Funktion und Erkrankungen
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Für diejenigen Leser ohne Vorkenntnisse in Medizin, Biologie und Biochemie bieten wir hier einen stark vereinfachten Einstieg in die komplexe Thematik. Auf den Unterseiten dieser Seite werden die einzelnen Aspekte dann noch ausführlicher behandelt.
Zusammenfassung:
Mastzellen sind ein bestimmter, zum Immunsystem gehörender Zelltyp, der in allen Körpergeweben vorkommt. Mastzellen kann man sich vorstellen wie die Wachttürme in einer Stadt. Die Wächter halten nach fremden Eindringlingen Ausschau. Sobald sie etwas verdächtiges wahrnehmen, alarmieren sie mit chemischen Signalstoffen die Soldaten in ihrem Stadtteil, damit diese zum Ort des Angriffs eilen, um die Gefahr abzuwehren. Der wichtigste von über 200 Botenstoffen, die der Kommunikation mit den umliegenden Zellen dienen, ist Histamin.
Zu Mastzellerkrankungen kommt es, wenn einige dieser "Wächter" übereifrig, überempfindlich oder zu zahlreich werden und dadurch häufige oder dauerhafte Fehlalarme verursachen. Die betroffenen Organe oder der gesamte Körper werden grundlos in einen "Kriegszustand" versetzt, wie wenn man von einem Krankheitserreger angegriffen würde. Man fühlt sich krank und reagiert mit zahlreichen Symptomen auf die vermeintliche Bedrohung.
Mastzellerkrankungen sind vermutlich sehr häufig, können aber noch nicht zuverlässig diagnostiziert werden. Man schätzt, dass zwischen 5 und 17 % der Gesamtbevölkerung betroffen sind.
Was sind Mastzellen?
Mastzellen werden in der Fachsprache auch Mastozyten genannt. Zu ihrem seltsamen Namen kamen die Mastzellen, weil ihr Entdecker unter dem Mikroskop erkannte, dass diese im Gegensatz zu anderen Zellen mit ganz vielen kleinen Kügelchen vollgestopft sind. Er vermutete, dass diese Zellen sich mit irgendetwas vollgefressen hätten, dass sie gemästet seien. Das stellte sich später als Irrtum heraus. In den Kügelchen werden Botenstoffe (chemische Signalstoffe) gelagert, welche der Kommunikation mit anderen Zellen dienen. Die Mastzelle produziert ihre Botenstoffe (Mastzellmediatoren) zum Teil auf Vorrat, um sie im Bedarfsfall rasch ins umliegende Gewebe ausschütten zu können. Dieser Zelltyp kommt als Einzelzellen im ganzen Körper vor, besonders entlang der Aussengrenzen (Darm, Haut, Schleimhäute) sowie entlang von wichtigen Organen (Blutgefässe, Nerven).
Die Mastzellen werden aus Stammzellen (Vorläuferzellen) im Knochenmark gebildet und wandern dann durch das Körpergewebe, bis sie sich irgendwo niederlassen, um dort ihre Funktion zu erfüllen.
Normale Funktion der Mastzellen
Die Mastzellen sind ein bestimmter, zum Immunsystem gehörender Zelltyp. Man kann sie als Wächter und Alarmzentrale bezeichnen. Wenn sie mögliche Bedrohungen für den Körper wahrnehmen, dann alarmieren sie andere Zellen, indem sie bestimmte Botenstoffe (biochemische Signalstoffe) ausschütten. Dank dieser Kommunikation zwischen den Zellen kann das umliegende Gewebe in einen Ausnahmezustand versetzt werden und bestimmte Abwehrzellen werden angelockt.
Immunsystem sinnbildlich erklärt
Mensch | Stadt |
---|---|
Normale Körperzellen | Gebäude |
Haut, Schleimhäute | Stadtmauer |
Mastzellen (= Mastozyten) | Wachttürme mit Wächtern |
Zellzwischenräume | Gassen |
Blutbahn, Lymphsystem | Strassenbahn, Busnetz |
Immunabwehrzellen | Soldaten, Polizisten |
Äussere Reize (Krankheitserreger, Fremdkörper, Fremdstoffe, Stress, mechanische Einwirkungen) | Drache |
Wie funktioniert das menschliche Immunsystem? Stellen wir uns einmal vor, der menschliche Körper sei wie eine Stadt organisiert und aufgebaut (siehe Abbildung unten). Diese Stadt ist eine Ansammlung von ganz vielen Gebäuden (Zellen). Zwischen den Häusern gibt es Gassen (Zellzwischenräume), sowie ein Nahverkehrsnetz aus Bussen (Lymphsystem) und Strassenbahnen (Blutbahn) als Transportmittel. An den Aussengrenzen ist die Stadt durch eine Stadtmauer abgegrenzt (Haut, Schleimhäute), welche als Schutzbarriere gegen Bedrohungen von aussen dient. Vor allem entlang dieser Stadtmauer, aber auch im Inneren der Stadt, gibt es Wachttürme (Mastzellen). Auf diesen Türmen halten Wächter (Rezeptoren) nach Bedrohungen aller Art Ausschau. Wenn die Wächter etwas Fremdes, Gefährliches entdecken, dann lösen sie Alarmsignale aus (Ausschüttung chemischer Botenstoffe). Dieser Alarm versetzt das Quartier in einen Ausnahmezustand (lokale Entzündung). Der Aufruhr bringt das normale Quartierleben fast zum Erliegen. Türen und Fenster werden geschlossen, die einzelnen Haushalte stellen sich auf eine längere Belagerung ein und bereiten sich intensiv auf einen Häuserkampf vor. Vor allem werden aber mit dem Alarmsignal die Soldaten und Polizisten des betroffenen Stadtteils (diverse Zellen des Immunsystems) alarmiert und an den Ort des Geschehens geleitet. Sie rennen alle in die Richtung, aus der das Alarmsignal kommt (chemotaktisches Anlocken von Abwehrzellen), um dort mit geballter Kraft den Eindringling hoffentlich unschädlich machen zu können. Die Soldaten und Polizisten können bei Bedarf weitere Einheiten mobilisieren, so dass bei Grosseinsätzen nach einiger Zeit die gesamte Stadt in Alarmzustand versetzt ist (Krankheitsgefühl im ganzen Körper).
Mastzellen kann man sich vorstellen wie die Wachttürme in einer Stadt. Die Wächterzellen halten nach fremden Eindringlingen Ausschau. Sobald sie etwas Verdächtiges wahrnehmen, alarmieren sie die Soldaten in ihrem Stadtteil, damit diese zum Ort des Angriffs eilen, um die Gefahr unschädlich zu machen.
Mastzellen haben mehr als 200 verschiedene Botenstoffe zur Verfügung, um mit ihrem Umfeld zu kommunizieren. Der wichtigste und bekannteste Botenstoff, der ausgeschüttet wird, ist Histamin. Auch bei Allergien (Erkennen eines Fremdkörpers mittels Antikörpern) wird Histamin in grossen Mengen ausgeschüttet. Dieser Stoff löst dann bestimmte Vorgänge im Körper aus, die der Abwehr dienen, und die zu den bekannten allergischen Symptomen führen (laufende Nase, gerötete Haut, Juckreiz etc.). Die Mastzellen schütten jedoch nicht nur beim Antigen-Antikörper-vermittelten Erkennen eines Eindringlings Botenstoffe aus. Es gibt auch andere Reize (chemische, mechanische, psychische), welche die Mastzellen aktivieren können.
Erkrankungen der Mastzellen
Was läuft im Körper schief bei einer Mastzellerkrankung? Wenn wir uns wieder vorstellen, der Mensch sei wie eine Stadt aufgebaut, dann kann man sagen: Es gibt Wachttürme (Mastzellen), die auf Grund irgendeiner krankhaften Veränderung übereifrig geworden sind. Sie verursachen andauernd Fehlalarme. Sie senden entweder permanent Alarmsignale aus, auch wenn gar keine Gefahr droht, oder sie sind überempfindlich, so dass sie bereits bei kleinen, harmlosen Störungen Alarm schlagen, oder sie vermehren sich zu stark bzw. sterben nicht mehr, so dass ihre Zahl in bestimmten Stadtteilen (Organe, Gewebe) zunimmt, was zu heftigeren Alarmsignalen führt. Die betroffenen Stadtteile befinden sich folglich viel häufiger oder andauernd in einem Alarmzustand. Die Alarmsignale kommen dort nicht wie sonst üblich von einer bestimmten Stelle, sondern von überall her. Die Soldaten und Polizisten (Zellen des Immunsystems) wissen in der Folge nicht mehr recht, ob, wann und wo der Körper angegriffen wird. Die Stärke des Alarmsignals bringt die alarmierten Stadtteile dazu, die benachbarten Stadtteile ebenfalls zu alarmieren, bis schlussendlich die gesamte Stadt irrtümlich das Gefühl hat, es sei Krieg. Daher kommt die Bezeichnung "systemische Mastzellaktivierungserkrankung" (systemisch = systemweit, im ganzen Körper bzw. in der ganzen Stadt). Die Stadtbewohner ergreifen Massnahmen zur Gefahrenabwehr (der Körper entwickelt Symptome). Zu diesen Abwehrmassnahmen können z.B. gehören, dass das Gewebe sich entzündet, dass die Nase zu laufen beginnt, dass der Darm mittels eines Durchfallschubes entleert wird, etc.
Wie häufig kommen Mastzellerkrankungen vor?
Die Mastzellerkrankungen beginnt man eben erst zu entdecken und kann sie in den meisten Fällen noch nicht zuverlässig diagnostizieren. Man kann daher keine genauen Angaben zur Häufigkeit machen. Bis vor kurzem galten sie als extrem selten. Inzwischen beginnt man aber zu realisieren, dass es ein sehr häufiges Phänomen ist. Die Schätzungen werden laufend nach oben korrigiert und liegen derzeit zwischen 5 und 17 % der Gesamtbevölkerung. Der Schweregrad kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein, ist nicht nur von körperlichen Ursachen, sondern vor allem auch von Umweltfaktoren abhängig, und auch bei jedem Gesunden lassen sich die Mastzellen aktivieren, wenn der Reiz stark genug ist. Daher kann man möglicherweise gar keine klare Abgrenzung zwischen "betroffen" und "nicht betroffen" vornehmen. Die Frage ist eher, in welchem Ausmass jemand betroffen ist.
Genauere Angaben zur Häufigkeit siehe Seite
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Quellenangaben
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